Freitag, 28. September 2007

Redecorating and a nice cup of tea

Nun hab ich doch ein bisschen Zeit zum Schreiben, da Aileen und Eileen („the famous *ileen-Girls“) grad unterwegs sind, um Farbe für ihr Zimmer und eine neue funktionstüchtige Riesenluftmatratze für ihre Nachtruhe zu besorgen… Die alte Matratze hat nämlich gestern schlapp gemacht – literally –, denn ein kleines Loch an der Seite hat heut Nacht tatsächlich ganze zwei Mal fast die komplette Luft entweichen lassen. Ich glaub Aileen hat kein Auge zugemacht… Im Gegensatz dazu hab ich besser und mehr schlafen können. Aber irgendwie auch nicht wirklich erholsam. Hab mich hier nämlich etwas erkältet, weil es im Haus doch ziemlich kühl ist und wir täglich vorm Schlafengehen nur für ungefähr eine Stunde die Heizung anstellen. Und die meisten von euch wissen um meinen stark ausgeprägten Hang zu subtropischen Temperaturen :-) Doch wie ich vor ein paar Tagen schon geschrieben habe: Das alles lässt sich erstaunlich gut aushalten und ich bin immer total dankbar und froh, dass ich hier kostenlos unterkomme. Mittlerweile haben wir auch n Weg gefunden, unser Dach über dem Kopf zu „bezahlen“: mit harter körperlicher Arbeit. Vorgestern Abend und gestern den ganzen Tag über wir beim streichen sämtlicher im Haus existierender Fußleisten geholfen und alles wunderbar weiß gepinselt. Leider scheinen die Engländer dazu zu neigen, alles doppelt und dreifach zu streichen. Es gibt einen ‚undercoat’, einen ‚overcoat’ und zum Schluss noch mal ‚proper paint’ obendrauf. Deshalb hat man das komische Gefühl voranzukommen und irgendwie doch nichts geschafft zu haben. Dummerweise trifft für die Wände das gleiche zu. Wir haben schon überlegt, ob das einfach ihre kulturspezifische Art ist, die Häuser zu isolieren…
Was meine eigene Wohnsituation betrifft: Hab wirklich ne Zusage von meiner Wunsch-WG bekommen und werd am Sonntag nach dort umziehen, um erstmal im Gästezimmer zu schlafen. Gästezimmer – g ä s t e z I m m e r ? – Gästezimmer! Jau! An alle, die vorhaben mich irgendwie, irgendwann zu besuchen: freut euch schon mal. Ich werde ein Doppelbett, Platz auf dem Boden und ein Gästezimmer haben – und die WG scheint nichts gegen Besuch zu haben. Und das ist hier echt die Ausnahme! Eine Vermieterin wollte sogar extra Geld für Duschwasser und Strom, den ein eventueller Gast verbraucht – echt krass! – aber dort war gleich klar, dass ich nicht einziehen werde. Meine Mitbewohner wären eine vielleicht 45jährige Musiklehrerin, eine 19jährige irgendwas-Assistentin und ein mit der Lehrerin befreundeter Unbekannter, der nur unter der Woche in der Wohnung schläft, gewesen. Und eigentlich am A*sc* von London in ner Art Wohnblock. Die unheimlich hohen Mietpreise hier zwingen selbst beruftätige erwachsene Menschen in (meist Zweck-)WGs zusammenzuwohnen. Hm, und irgendwie hab ich danach nicht gesucht. In der WG, in die ich dann wahrscheinlich bald einziehen werde, drück ich den Altersdurchschnitt nur noch geringfügig ;-) Muss nächste Woche nur noch den Mietvertrag checken – hoffe das läuft alles gut und hoffe auch, das Maike (meine in London sesshaft gewordene Lampton-School-Vorgängerin) Zeit hat, mitzukommen. Mein Englisch wird zwar täglich besser, aber so n Mietvertrag? We’ll see.
Um der Überschrift gerecht zu werden, will ich noch kurz von einer wunderbaren typisch britischen Sache berichten, die alle Sorgen und Probleme vergessen lässt und das Leben irgendwie – wenigstens für den Moment – locker, flockig, fluffig macht: ‚Oh, darling, just sit down and have a cup of tea!’ Ja, sie trinken ihn massig, zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Und ja, sie trinken ihn mit Milch, was echt lecker schmeckt! Lecker sogar, wenn man ihn mit fettfreier (Gruß an Opfi und den Rest des Horst :-)) Milch genießt. Eileen, die Hausherrin hier, scheint besonders auf gesunde, fettfreie Ernährung zu achten. Aber auch den Salat, den es bei uns deswegen fast ausschließlich gibt, lernt man lieben :-)…

Dienstag, 25. September 2007

Ein kleines kurzes Lebenszeichen aus London: Mittlerweile haben Aileen und ich unser wunderbares 10-Bett-Zimmer verlassen, um uns in ihrer neuen Dauerunterkunft niederzulassen... Sie wird für die nächste Zeit bei einer sehr, sehr netten und unglaublich gastfreundlichen Irin (ich glaube, das habe ich aufgechnappt) wohnen.

Das Haus ist grad mitten in einer Generalüberholung. Eigentlich komplett leer und nur hier und da mit ein paar schwarzen Plastiktüten, Eimern und allem anderen was man zum renovieren braucht, gefüllt... Weil auch Möbel vorerst fehlen, schlafen wir auf - verglichen mit der zweiten Etage eines hartmatratzigen Doppelstockbettes im London Backpackers Hostel sehr komfortablen - Luftmatratzen. Obwohl alles sehr provisorisch - sehr, sehr gemütlich. Und total witzig, irgendwie.
Auch das Internet (wenn auch wired) haben wir auf mysteriöse Weise zum Laufen gekriegt und ich verbringe einige Zeit des Tages damit, gumtree nach Wohnungen zu durchforsten. Heute hab ich ne tolle WG angesehen und bete, dass ich dort einziegen kann. Schweineteuer, aber total nett und gemütlich. Und nur männliche Mitbewohner ;-) Mal sehen, ob es klappt. Fotos und alles weitere (man erlebt hier echt jeden Tag so viel, um ganze Bücher zu füllen) folgt dann, sobald ich richtiges Netz hab und Fotos hochladen kann... Vor allem vom British Humour und anderen britischen Eigenheiten gibt es einiges zu berichten. Die Tatsache, dass ich mich hier in einem der freundlichsten und zuvorkommensten Länder dieser Erde befinde, in dem alle einen 'love' und 'darling' nennen und dir in der Tube der übergewichtige Koffer hinterhergetragen wird (und kostenlos Wasser in Flaschen gereicht wird), ist nur ein Vorgeschmack :-)...
Also bald mehr, ich freu mich euch zu lesen - und viele liebe Grüße nach Deutschland!!

Freitag, 21. September 2007

landen and London


Nach einem sehr gemütlichen und kulinarisch durchaus hochwertigen Wg-Abend im Horst hatte ich am nächsten Tag mit den Folgen meiner leichten Unorganisiertheit und Prokrastination zu kämpfen. Gott-sei-Dank gibt es nette Menschen, wie e.g. Mitbewohner, die meinen wuselig-wuschigen Stresszustand aushalten und mir sogar noch bei allem zur Hand gehen. Danke!! Um halb 2 zogen wir in einer ansehnlichen Menschengruppe in Richtung Halle Hauptbahnhof - und jede Menge Gepäck (6kg Übergewicht, wie ich am Flughafen in Berlin erfahren durfte ;-) ), das mir hier noch hinterhergetragen wurde! Bis dahin war ich zwar irgendwie ein Stück über dem Boden und etwas durch den Wind aber richtig kapiert, dass ich jetzt Halle und viele liebe Menschen ne Weile nicht sehen werde, hatte ich noch nicht. Eines der wunderbarsten Dinge, die ich je bekommen hab wurde mir dann am Zug in die Hand gedrückt. Ich kann euch gar nicht genug danken - so kann ich euch im crazy London gar nicht vergessen. Und auch die ganzen anderen Abschiedsgeschenke waren das Übergewicht wert und sind gut im Koffer verstaut! Danke, danke, danke - ihr seid die Besten!
So war es quasi schon vorprogrammiert, dass ich schniefend im Abteil sitze und wirr nach einem Taschentuch krame... doch die nüchternen Gespräche des Business-Pärchens in meinem Abteil und ihre Sorgen um die Organisation irgendwelcher Betriebsfeten und Weihnachtsbaumentsorgungen haben mich schnell von meiner Emotionswolke geholt.
In Berlin angekommen war ich dann auch nur ganz kurz allein (mit meinem Gepäck und mir selbst), da ich von Aileen (ein Part der Hounslow-Ealing-Connection ;-) ) und Bernd vom Bahnhof abgeholt und zu einem sehr gemütlichen Abend in Falkensee mit Chili con carne und Federweißer eingeladen wurde. Merci!

Am nächsten Morgen gings dann einmal quer durch Berlin zum Schönefelder Flughafen und - nach der grad schon erwähnten Übergewichtlapalie von insgesamt 15 kg und ner ganzen Stange Geld - von dort aus nach London Luton (sprich: Luhhhtn, nicht: Latten ;-) ) - wunderbarer Flug, tolles Wetter, keine Löcher und übers glitzernde Meer auf die Insel. Weil unser Flug mit EasyJet ein bisschen Verspätung hatte, haben wir den EasyBus (es lebe die EasyWhatever-Kette) leider erstmal verpasst. Sind aber dafür in den Genuss der Marks+Spencer Sandwiches (schon wieder eine hier sehr beliebte Kette, in deren Läden man quasi alles in kleine handliche Portionen verschweißt bekommt) gekommen, um danach den 1 stündigen busride in die Stadt zu starten.
Witzig ist hier auch, dass der Busfahrer hysterische Schreie von sich gibt, um darauf aufmerksam zu machen, dass wir uns dem nächsten Stop nähern und man sich melden muss, wenn man aussteigen will (und übrigens auch den Arm ausstrecken muss, wenn man an einer Haltestelle einsteigen will). Aus dem Bus raus, ging dann der wirkliche Höllentrip los. Hier bekamen wir das Übergewicht also nicht nur bezüglich des Geldbeutels zu spüren, sondern auch am eigenen Leib. Todschleppen ist gar kein Ausdruck - vor allem nicht, wenn man sich mit der Tube verfährt. Irgendwann am nachmittag waren wir endlich im Hostel und konnten unsere ultraharten 3Stockbetten beziehen. Betten, in denen man noch nicht mal aufrecht sitzen kann, ohne sich größere Verletzungen am Kopf zuzuziehen - es sei denn man schläft in luftiger Höhe ganz oben, nach dem man sich feuerleiterkletter-mäßig auf diese jenige welche begeben hat... Netterweise sind wir nur zu 6. im 10 Bettzimmer, was sich aber täglich ändern kann und ändert.
Um den gestrigen Abend gemütlich ausklingen zu lassen, begaben Aileen und ich uns auf die Suche nach nem Supermarkt in der Nähe und landeten in einem Jüdischen Viertel. Letztendlich saßen wir mit unserer kanadischen 1Nacht-Zimmer-Mitschläferin in der ziemlich engen und trotzdem reich frequentierten Hostelküche mit einem guten Glas kosheren Wein (das süßeste Zeuch, das ich je getrunken hab mit 11,5 %)... Die Nacht war irgendwie zu kurz und ungemütlich hart - aber auch erholsam nach dem ersten Tag in dieser total irren Stadt.