Montag, 31. März 2008

Parents and The City

Endlich wieder mal Besuch aus Deutschland. Und diesmal ein ganz besonderer Besuch. Eltern! Über Ostern haben sie sich auf große Reise begeben und von dem kleinen, sehr hübschen und beschaulichen Gerbershausen in die nur unbedeutend größere Metropole auf den Britischen Inseln gemacht. Zum ersten Flug ihres Lebens konnte ich sie leider nicht überreden, aber wahrscheinlich war die 14 stündige Busfahrt durch Deutschland, Belgien, die Niederlande und Frankreich weitaus stressfreier und etwas informativer. Untergebracht in einem Hotel in Croydon, einem der gefährlichsten Stadtteile Londons, trafen wir uns das erste Mal seit Weihnachten wieder. Wirklich schön, ein bisschen freudentränenreich, aber auch voller Vorfreude meinerseits, ihnen die Stadt zu zeigen, in der ich seit einem halben Jahr lebe und die ich liebe.
Am Samstagmorgen trafen wir uns kurz vor 11 an der Cleopatra's needle (einem Obelisken am Embankment), an der ich schon seit 45 min im Regen wartete und kritisch die im Minutentakt haltenden deutschen (!) Reisebusse beäugte, um sie nicht zu verpassen.

Schnee, Regen, Regen - nahezu das ganze Osterwochenende - aber ich komme doch langsam zu der Überzeugung, dass es in London manchmal stereotypgemäß so ist. Hier zahlte es sich doppelt aus, dass wir die Stadtrundfahrt im trockenen, warmen Bus machen konnten.Nach ein bisschen Sightseeing und einem ersten Besuch in einem echten englischen Pub (hier begann die Bekehrung zum englischen Essen und der Pubkultur), machten wir uns auf den Weg nach South Kensington, um Leene und Nico zu treffen. Ich hatte Karten für die Royal Albert Hall besorgt. Symphonic Rock, gespielt vom Royal Philharmonic Orchestra. Quasi moderne Pop- und Rocksongs von einem klassischen Orchester gespielt.
Schon von Außen ist die Royal Albert Hall - architektonisch wie ein römisches Amphitheater - beeindruckend. Übrigens zu ehren eines Deutschen, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha - Mann von Königin Victoria -, gebaut.
Überwältigend übrigens auch von innen! 8000 Leute finden hier drin Platz - und unser Konzert war nahezu ausverkauft. Eine unglaubliche Gänsehautatmosphäre, wenn bei "Living on a Prayer" von Bon Jovi, die ganze Halle den Refrain mitsingt. Wah!
Bei jedem Konzert müssen durchschnittlich 2 Leute den Saal verlassen, weil man auf den obersten Plätzen wohl schonmal n ungutes Gefühl in der Magengegend kriegt. Urgh... gut, dass wir ganz unten in der Arena direkt vor den Musikern saßen. Ein unbeschreiblich geiles Erlebnis für uns alle!

Hier die Zugabe: "We are the Champions" von Queen. Ich glaube, man sieht sogar meine Mama auf dem Video beim Schwenk ins Publikum...
Sonntag gings dann etwas aus London raus. Windsor und Eton College, die nur 5 Gehminuten auseinander liegen und beide zusammen ne halbe Stunde von London mit dem Zug. Zuerst das Elitecollege, in dem eher weniger los war über die Ostertage, aber trotzdem mal ganz interessant zu sehen. Eine sehr schöne Kirche und einige der College-Gebäude, in denen auch Prinz William und Harry die Konjugationsreihe des lateinischen Ablativ gespickt haben.Hier die königlichen Schwäne. Wohl ist es seit Jahrhunderten Tradition die Schwäne zu zählen - und sicher auch zu füttern.
Meine Eltern mussten natürlich so viele Pubs so viele Pubs wie möglich sehen und genauso viel englische Küche kennen lernen. Deshalb hier: Ein traditionelles Roast beef, noch rosa in der Mitte, mit vegetables, gravy (die Bratensoße, die es auch praktischerweise in Granulatform im Tesco gibt), roast potatoes und der klassische Yorkshire pudding oben rechts - zum Mittag. Ins Windsor Castle sind wir dann wegen einer superlangen Schlange nicht mehr reingekommen. Und das, obwohl die Queen zu Hause war. Das sieht man daran, dass ihre Flagge mit Hauswappen gehisst war, anstatt des Union Jack - auch beim Buckingham Palace kann man das daran erkennen. Es war einfach zu viel los, Osterwochenende und Nicolas Sarkozy mit Carla Bruni hatten sich für diesen Tag zum Staatsbesuch angekündigt.
Am Montag konnten wir dann, vom strengen "Wir machen eine Bustour und bewegen uns nach strengem Plan von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit"-Rhythmus befreit, ein bisschen nach unserern eigenen Vorstellungen durch die Großstadt streifen.
Punkt Nummer 1 war dann die National Gallery am Trafalgar Square mit einigen bekannten Gemälden wie Vermeers, Rembrandts, van Eycks, Cézanne, Monet's Seerosenteich (den es auch - wie fies - als Puzzle gibt) und van Gogh's Sonnenblumen, die neben "Two Crabs" meiner Meinung nach völlig verblassen...
Danach Essen im "Sherlock Holmes"-Pub um die Ecke, in dem man - wenn man den Toilettenschlüssel verlangt - eine riesige Lupe mit klitzekleinem Schlüssel bekommt.
Kurzer Abstecher zum British Museum, ein Blick auf den Stein von Rosetta und die Forster's Glasdach und weiter zum London Eye, dass sich sicherlich bei gutem Wetter noch mehr lohnt.
Trotzdem war es aufregend das größte Riesenrad der Welt zu betreten und London von oben zu sehn...
Dann hatten wir doch noch ein bisschen Sonnenschein, sodass ich meine Eltern trockenen Fußes zum Bus bringen konnte. Ich glaube London hat wirklich Eindruck gemacht und sie verstehen mich jetzt ein bisschen mehr, warum ich diese Stadt liebe. Es war schön, euch hier zu haben!
Als Erinnerung an den Sonnenschein, noch ein Foto vom Big Ben, der Themse und fetten Vögeln bei Abendsonne.

Divorced, beheaded, died, divorced, beheaded and survived

Kaum ist Jens gefahren, kommt der nächste Gast nach London - diesmal ist Leene wieder an der Reihe. Nico, ein lieber Freund von ihr, leistete Leene und auch mir für ne ganze Woche Gesellschaft. Bei einem Willkommensbier im "The Town House" am Ealing Broadway planten wir die kommende Woche. Vor allem die zwei hatten sich viel vorgenommen. Manchmal war ich dann auch mit von der Partie - z.B. bei einem Ausflug zum Hampton Court Palace, etwas außerhalb von London. Der ehemalige Palast von Henry VIII. Ein wahrer Prunkbau, der längst nicht so touristenüberlaufen ist wie die sonstigen Royal Palaces.
Heinrich der Achte, König von England während des Tudor-Zeitalters war wohl ein stattlicher Mann, fast 2m groß, kräftig und, laut Aussage unserer in historischem Kostüm gekleideten Palastführerin, wahnsinnig gutaussehend in seinen jungen Jahren. Später dann wohl immer fetter und unansehnlicher werdend, hatte er trotzdem 6 Frauen, deren Trennungsgründe mit ihm in einem einfachen Reim zu merken sind:
Divorced, beheaded, died, divorced, beheaded, survived.
Geschieden, geköpft, gestorben, geschieden, geköpft, überlebt.
Eine (vielleicht unbeabsichtigte) Anspielung auf seine Größe war schon vom Bahnhof aus unübersehbar. Sicherlich auch, weil der Bahnhof direkt neben dem Schloss liegt, aber auch, weil man auf eine Gerüstplane im Innenteil des Palastes ein riesiges Ganzkörperporträt gedruckt hat, dass sogar die Schlossmauern übertrohnt. Ob er das früher auch so machen konnte?!Von Außen pompös, von Innen nicht weniger beeindruckend. Unzählige Räume, teure Möbel, Kronleuchter, Gemälde und Wandmalereien.Und eine ziemlich große königliche Parkanlage mit in Pilzform beschnittenen und deshalb sehr witzig aussehenden Bäumen, Teichen...... Blumen in aller Vielfalt (es wird Frühling!! jeehaaa!) ...... und dem ältesten Maze ("Irrgarten") Englands, dessen Grundriss für viele weitere mazes an europäischen Königshöfen Vorbild war.
Auch wir mussten unbedingt probieren, den Weg zur Mitte zu finden. Der durchschnittliche Besucher braucht wohl geschlagene 20 min. ins "centre". Mal sehn, ob wir dass nicht locker unterbieten können, dachten wir uns. Zu einem Zweimannteam vereint, verfolgten Leene und Nico die berühmte "immer links gehen, wenn es der Weg erlaubt"-Theorie (es klappt genauso mit rechts) und ich vertraute meiner Intuition.Nein, diese Leiter hilft einem nicht weiter, denn sie steht außerhalb des Irrgartens. Sicher ist die für die Leute, die in den Abendstunden immernoch in den Gängen umherirren und für die guards, die sie finden müssen.Uns ist das natürlich nicht passiert. UND: Ich hab mal locker das Leene-Nico-Team geschlagen. He he! Sehr exhausting alles, wie man an Nico sieht. Obwohl wir nur so 7 Minuten gebraucht haben...Nun ist es wieder Zeit, euch in eine der kulinarischen Spezialitäten einzuweihen. Scones mit clotted cream und jam werden hier zum "Afternoon tea" serviert. Klingt gut. Eigentlich um einiges besser als fette, schwer im Magen liegende Kuchenbrötchen mit Rosinen, noch viel fetterem und noch schwerer im Magen liegenden Schmand und Marmelade.
Weniger genießbar ging es in der königlichen Schlossküche zu. Hier ist alles originalgetreu nachgebaut und aufgetischt. Kartoffeln, Lauch, Gewürze, Plastikkeulen, -Gulasch und -pasteten. Zum Reinbeißen wie Leene eindrucksvoll demonstriert...Auch der Weinkeller war ziemlich gut rekonstruiert und mit Klanginstallationen (so auch die Hack- und Schneidgeräusche in den Küchenräumen) und Laternen sehr atmosphärisch.

Und genauso atmosphärisch ging es am selben Tag weiter, nur ein bisschen düsterer, krimineller, schauriger. Abends fuhren wir nämlich in den Stadtbezirk Whitechapel, um an einer "Jack the Ripper"-Führung teilzunehmen. Ein Serienkiller, der hier im späten 19. Jh. in den dunkel Straßen des Londoner East Ends insgesamt 5 Prostituierte auf brutalste Weise umgebracht hat. Die mit tiefer, dramatischer Stimme sprechende Führerin hatte auch eine Reihe von originalen Fotografien dabei, die manche aus unserer Gruppe sicher lieber nicht so genau angeschaut hätten. Ich erspare euch an dieser Stelle weitere Details. Ziemlich eklig.
Im damaligen London lebten fast 50% der Menschen in diesem Stadtteil auf der Straße, es gab viele Arbeitslose, Menschen ohne feste Bleibe und Geld und demzufolge viele Frauen, die sich prostituieren mussten... Die nette Lady, die die Führung leitete, wies nur in einem Nebensatz darauf hin, dass sich einiges bis heute nicht geändert hat. Wenn man dann durch die dunklen Straßen und gepflasterten Gassen läuft (die früher natürlich keine Straßenbeleuchtung hatten) und dabei alte Gebäude aus der Zeit entdeckt, teilweise die alten Orte des Verbrechens, hat das eindeutig nen hohen Gruselfaktor.
Jack the Ripper wurde von Scotland Yard nie gefasst, obwohl es unzählige Verdächtige gab und auch ihm zugewiesene Briefe wie der "From Hell"-Brief.
Die zweistündige Führung hat sich echt gelohnt und wer auf diese Art von Geschichten steht und bei s/w-Fotos von böse Zugerichteten nicht hinter die nächste Laterne springt... dem können wir drei, Leene, Nico und ich, das empfehlen...

So kann ich diesen Blogeintrag nicht enden lassen - deshalb jetzt noch was Spaßiges, Lustiges zum Schluss... ein weiteres Highlight war nämlich mein zweiter Musicalbesuch im Londoner West End. Nach Spamalot war ich mit Nico zu "Avenue Q" unterwegs. Ein sehr witziges Stück mit echten Schauspielern, in grau gekleideten Puppenspielern und wuseligen Monsterpuppen aus der Sesamstraße. Mal ein etwas anderes Musical, in dem es auch einen Song über das deutsche Wort 'Schadenfreude', dass im Englischen keine wirkliche Entsprechung hat...

Another weekend in London and again a guest from Cambridgeshire

Gleich an dem Freitag nach dem Krimiabend-Dienstag bekam ich erneut Besuch von Jens. Nach der vorweihnachtlichen Sightseeing und Shopping tour diesmal mit weniger vollem Plan im Gepäck... Nur das Science Museum, nochmal das British Museum und die riesige Foyle's Buchhandlung zwischen Tottenham Court Road und Leicester Square.
Freitagabend ging es nach dem Dinner im Hare & Tortoise (Leene, langsam sollten wir Anteileigentümer des Schuppens sein, so oft wie wir dort sind und unsere Gäste mitnehmen...) erstmal auf ein Willkommensbier in den Fox, wobei wir leider zu spät kamen für ein leckeres Timothy Taylor's Landlord, das wir bei unserer privaten Bierverkostung lieben gelernt haben... Deshalb ein Becks aus der Flasche.
Für den nächsten Morgen gab es folgendes Programm: Aufstehen, Kaffee, Science Museum, National History Museum... Dieser geniale Plan wurde dann erstmal vom Transport of London durchkreuzt. Wie am Wochenende üblich werden nämlich gern mal Tube lines einfach geschlossen wegen planned engineering works... So auch gern mal die Verbindung zwischen Acton Town und Hammersmith dicht machen und alle customers über replacement Busse umleiten. Doch! Das Warten auf den Bus, bei dem man unsagbares Gedränge, Geschubse, Gefluche erwarten würde, war letztendlich doch viel angenehmer als gedacht. Denn! In England fröhnt man einer Leidenschaft, die mir so noch nirgendwo anders auf der Welt begegnet ist: queueing. Sich in einer Reihe aufstellen und darauf warten, dass man bedient wird/der Bus kommt. Selbst bei McDonald stehen die, die gerade bedient werden vorne an den Tresen und alle anderen warten hinter einer unsichtbaren gedachten Linie. Jeder hat unterbewusst genau im Kopf, wer der Nächste ist, der dran kommt und würde es nicht im Traum wagen, sich vorzudrängeln. Denn auf dieses sogenannte Queue-jumping steht hier die "Todesstrafe". Markerschütternde Blicke, die töten können. Außerdem gilt man schon als einzelne Person am Bus stop als der Beginn einer Schlange. Es ist mirakulös. Auf dem Foto sieht man die längste Queue, die ich bisher gesehen hab. Hunderte von Menschen und Jens mittendrin :-)
Am Science Museum angekommen, gab es sofort einiges zu sehen. Denn entgegen meiner Erwartungen und gemäß der Kritiken meiner Freunde, ist es ein wirklich tolles und dringend zu besuchendes Museum. Neben der ersten Mondlandesphere findet man auch den ersten Computer, die erste Eisenbahn, ein von Mika Häkkinens gecrashten Formel-1-Autos, das weltweit erste Telefon von Graham Bell und unzählige weitere technische Erfindungen, die die Welt verändert haben. Auch ein I-MAX 3D Kino, in das wir beide schon immer einmal wollten. Ein netter Film über Mumien im alten Ägypten zu dem man 3D-Riesenbrillen aufziehen muss. Das sie jeder aufhat, fühlt man sich in der großen Masse auch nicht mehr ganz so lächerlich ;-)... Eigentlich sieht man auch ganz witzig aus, obwohl ich mir für meine nächste Brille vielleicht ein kleineres Modell aussuchen würde. Diese große ist wahrscheinlich nicht sehr flattering....
Und auch ein sehr futuristisches Café und Restaurant, in dem man sich doch schon sehr in ein anderes zukünftiges Zeitalter versetzt fühlt. Doch auf den von unten leuchtenden Tischen kriegt man vielleicht Gott-sei-Dank sehr leckeres Essen aus unserer Zeit serviert. Also Pizza und Burger mit Chips anstatt Flüssignahrung aus Plastikbeuteln...Anhand der Tube map, die hier vor mir liegt entschieden wir uns spontan noch einen weiteren Superlativ zu erkunden. Der längste escalator (Rolltreppe) in Westeuropa ist in London's Angel Tube Station auf der Northern Line zu finden. Also nichts wie hin und die ganze Strecke mindestens einmal hoch und runter fahren. Bei der Fahrt wird ein Höhenunterschied von sage und schreibe fast 30m überwunden und es gibt Leute, die ihn mit Skiern runterfahren (Video auf YouTube). Das haben wir dann lieber gelassen.
Danach ein Abstecher zum Foyles, wo ich meinem liebgewonnenen Freund, dem Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat, einen zweiten Besuch abstatten konnte. Das ist nämlich wirklich ein deutsches Kinderbuch, bei dem die Kleinen verschiedenste Arten von Tiersch**** kennen lernen. Natürlich wunderbar pädagogisch aufgearbeitet. Mittlerweile in 27 Sprachen übersetzt. Unglaublich.
Im Foyle's steht jedenfalls eine überlebensgroße Plüschfigur des Maulwurfs und Anfang Februar war dieser noch komplett bestückt samt Kotkopfbedeckung.
Doch nur 4 Wochen später sah er um einiges trauriger aus. Völlig zurechtgelegen und hingefletzt UND vor allem nicht mehr komplett. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Was ist passiert? Liegt es an der Prüderie der Briten oder hat sich jemand einen Scherz erlaubt? Wenn dann einen sehr schlechten...Scherzen tut man hier ja bekanntlich gern - und so stolpert man hin und wieder über witzige Kleinigkeiten in Augenhöhe und above the eye level. So hat man der riesigen Freddie Mercury Statue am Musicaltheater einen großen "Plastic ain't my bag"-Beutel an den Arm gehängt. Die gibts hier auch in klein und man kauft sich so einen Beutel, um ein Statement in Richtung Umweltschutz zu geben. Die Briten benutzen nämlich jährlich 10 Billionen Plastikbeutel, weil man sie in jedem Supermarkt für lau hinterhergeschmissen kriegt - außer bei Lidl, aber die Bande ist auch Deutsch. Mit der Tube wieder heim und eine Gelegenheit meine Fähigkeit im "Wie mache ich witzige und künstlerisch ansprechende Fotos in der Tube unter Einbeziehung der gewölbten Scheiben, bei denen sich so lustig das Spiegelbild verzerrt" weiter zu entwickeln.Am Ealing Broadway dann in die Gourmet Burger Kitchen, die laut Time Out Magazine die besten Burger der Stadt machen. Sie sind wirklich sehr lecker und mit Sicherheit die höchsten Burger. So hoch, dass sie mittels langer Holzspieße vorm umkippen bewahrt werden müssen. Skeptische Blicke von Jens. Wie isst man diese Biester? Mein Tipp: Ihn vom Mittelpunkt (Holzspieß) ausgehend mit einem sauberen Schnitt in zwei Hälften teilen. Und dann... sehen was passiert.Bevor sich Jens nach einem erlebnisreichen Wochenende am Sonntag wieder nach Cambridgeshire aufmachte, mussten wir noch mal ins New Inn auf ein Roast Dinner inklusive Yorkshire Pudding, mein absoluter Favorit.
Und wieder endet ein Blogeintrag im Pub und mit einem Bier, stimmt's Leene...? Und: Langsam wird jetzt auch der Besuch in Cambridgeshire fällig, stimmt's Jens...?

Montag, 24. März 2008

'Tatort', 'Kommissar Rex' and custard-filled syringes

Vor einiger Zeit habe ich, glaub ich, mal erwähnt, dass Leene und ich UK-German-Connection Ambassadors sind. Klingt alles viel wichtiger und aufregender als es eigentlich ist. Im Grunde genommen haben wir über das Programm schlicht und einfach die Möglichkeit ein bisschen Geld für Projekte und Aktivitäten mit unseren Schülern ranzuorganisieren. Seit November sind wir in diesem Programm und haben uns mehr oder weniger verpflichtet mindestens ein Projekt an unseren Schulen zu machen, dass irgendwie mit der deutschen Kultur zusammenhängt und im weitesten Sinne das Interesse der Schüler an Deutschland und am Deutschlernen wecken soll. Wenn möglich sollten diese Projekte auch noch bilateral ablaufen, am besten mit Videokonferenzschaltung oder einem Trip nach Deutschland.
Klein anfangen, dachten wir uns, und erstmal was "einfacheres" auf die Beine stellen um zu sehen wie alles so läuft und vielleicht später noch was "größeres" in Angriff nehmen...
Gesagt, getan! Nur welchem Thema widmen wir uns? Was könnte denn junge Engländer zwischen 16 und 18 so interessieren.
Am besten auch mal was anderes außer Hitler, der zweite Weltkrieg und der Fall der Mauer. Warum also nicht etwas über Krimis und die damit verbundene Angewohnheit der Deutschen, am Sonntagabend mit der ganzen Familie nen 'Tatort' zu schaun...? Klar!
Also versuchten Leene und ich uns als Ideenentwickler, Promoter, Designer, Laufburschen, Organisatoren, Köche und Moderatoren in einem. Hier kriegt das Wort "Multi-tasking" eine wahre Bedeutung...

Also wurden wir 'determined' und setzten ein Datum für unseren 'Krimiabend', dessen Titel wir frei in 'Crime evening' übersetzten. Wir luden insgesamt Schüler aus 3 Schulen ein und legten als 'venue' für unseren Abend eine von Leene's Schulen, die Drayton Manor High School, fest. Schnell war bei einem Glas Wein (oder war es Bier?) ein Plakat designt mit dem guten alten Fadenkreuz ausm Tatort und etwas Blut als gestalterisches Element.
Programmmäßig hatten wir uns für den Anfang eine kleine Präsentation zu deutschen Krimis vorgenommen. 'Tatort', 'Polizeiruf 110' und - wie sollte es anders sein (und wer hat es in seiner Jugend nicht vergöttert) - 'Kommissar Rex' dienten als Beispiele für fast 150 (!) Krimiserien, die wir in Deutschland haben. Besonders auf Kommissar Rex können wir wohl mächtig stolz sein - in fast jedem Land dieser Erde lief und läuft die Serie und ist nach Baywatch die erfolgreichste TV Serie aller Zeiten. Wer hätte das gedacht. Son haariger stinkiger Schäferhund verliert nur knapp gegen Pamela Anderson und einem (ok, auch ziemlich haarigen) David Hasselhoff?
Als ich in unserem Klassenraum die Präsentation auf dem Whiteboard mit Touchscreen-Oberfläche zum Laufen brachte, hatte der Mathelehrer, der neben mir stand, sofort ein breites Grinsen im Gesicht, als er das Rex-Intro samt englischer Titelmusik sah. Er stammt nämlich von Mauritius und auch dort hat er als Jugendlicher Kommissar Rex geschaut. Wicked!

Nach der Präsentation spielten wir Black Stories auf Deutsch, danach ließen wir ein selbstgeschriebenes Mini-Theaterstück von unseren Schülern aufführen (samt Kostümen und Perücken von der Drama section!!) und zum Schluss zeigten wir ein paar Sequenzen aus nem echten Münster-Tatort und hatten dazu n paar Multiple Choice-Fragen und ein Gapfill vorbereitet. Alles lief wirklich super - alle liebten Rex und besonders das Mini-Drama, in dem Sätze wir "Oh Gott! Oh mein Gott, mein lieber Sohn. Er ist tot!" mit solch einer Betonungslosigkeit vorgelesen wurden, dass es einfach zum schreien komisch war ;-) Auch die sonstigen schauspielerischen Leistungen waren grandios!
Für zwischendurch hatten wir ein Buffet aufgebaut mit deutschem Partyessen wir Nudelsalat, Bouletten, Partyspießen mit Käse, Tomaten, Weintrauben und German Bread - und neben gruseligen Gummitieren und Wackelpudding auch echte Spitzen, die wir mit Custard (ne Art Vanillesose) gefüllt hatten. Auch unsere Augenbowle (Lychees mit Weintrauben gestopft in rotem Beerensaft und Eishänden) war der Hit. (Leene's Julia aus Naun - falls du das hier liest, 100 Dank für die Rezepte und Zubehör!!) Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir den ganzen Kram selbst eingekauft, gekocht und zur Schule geschleift haben... Aber es war die Mühe wert! Den Schülern hats riesen Spaß gemacht, sogar der Weg aus Hounslow hatte sich sehr gelohnt.
Unsere (erforderlichen...) Evaluationsschreiben waren durch die Bank weg positiv - wie wir abends bei nem wohlverdienten Pint im 'Fox' feststellen konnten. (Hierbei lernten wir auch Colin, den netten Besitzer des Fox kennen, der uns gleich sämtliche Ales des Hauses kosten ließ...)
Richtig cool war, dass unsere Schüler noch an den nächsten Tagen von dem tollen Abend erzählten und nach eigener Aussage "Deutschland und Deutsch mal von einer ganz anderen Seite kennen gelernt haben"...
Fazit: Ziemlich stressige Vorbereitung, die sich aber im Nachhinein saumäßig gelohnt hat. Es hat sehr viel Spaß gemacht zu sehen wie viel Spaß es unsern Schülern gemacht hat - und auch Joan, Chris, Lisa, Sinéad und Paula - den Lehrern von unseren beiden Schulen - hat es echt gefallen.
Danke Leene, dass wir unseren "Crime Evening" so toll zusammen auf die Beine gestellt haben. It was a pleasure to work with you! Und damit meine ich alles, die ersten Ideen zu sammeln im 'Chanders', das Konzept bis ins kleinste ordentlich zu formulieren, alle von unseren Plänen zu überzeugen, die Elternbriefe zu verschicken und Foto permissions abzuhandeln, Essen zu überlegen, das sowohl zum Thema passt, aber auch den Veganern und Nussallergikern unter uns schmecken würde, Stress-shopping und -cooking zu betreiben, alles durch halb London zu chauffieren, zu basteln, zu dekorieren und zu moderieren...
Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, trotz des ganzen Aufwand und des gelegentlichen Haareraufens und wir haben etwas erreicht, auf das wir mächtig stolz sein können!