Dienstag, 27. Mai 2008

King Lear and cooling our heels

Schon kurz nach unserer Rückkehr eine freudige Nachricht. Silka, eine Freundin aus Halle, kommt nach England und hat sich vorgenommen, es Leene und mir gleich zu tun. 10 Monate arbeiten in England stehen auf dem Plan und was könnte es für einen schöneren Start geben, als die ersten Tage hier bei uns London zu verbringen?! Gesagt, getan. Dass Leene auch grad eine Freundin aus Deutschland zu Besuch hatte, machten wir unser schon ewig existierendes Vorhaben war und statteten dem Shakespeare's Globe einen ausgedehnteren Besuch ab...
Diesmal also eine richtige Aufführung. Passenderweise hatte auch die Theatersaison gerade erst begonnen (jährlich am Geburtstag vom "Bard" um den 21. April rum) und so bestellten wir ein paar der beliebten "groundling"-Tickets für 5 Pfund. Ich hatte ja schon in einem früheren Eintrag geschrieben, dass es da - wie zu Shakespeares Zeiten - gehörige Unterschiede gibt. Für Sitzplätze auf den Rängen inklusive weichem Kissen unterm Po legt man schonmal 40 Pfund auf den Tisch. Zuviel für uns und läppische 3 Stunden Stehen kann ja nicht so schlimm sein... Und so begann eine sehr atmosphärische Aufführung von "King Lear" bei - glücklicherweise - gutem Wetter (der Yard, in dem wir standen, ist natürlich nicht überdacht...). Bier dabei, Nüsse mit traditioneller feuriger Gewürzmischung zubereitet und n Beef Pastry für Alina und das Spektakel konnte beginnen!

Und ein Spektakel war es wirklich! Wie damals wurde die Aufführung von einer Gruppe Musikern mit historischen Instrumenten eingeläutet. Super Stimmung auf den Rängen und im Yard.
Noch...
Schon na kurzer Zeit waren die Plätze am Bühnenrand heiß umkämpft. An den durfte man sich nämlich anlehnen bzw. sich zum Hochstemmen an ihm festkrallen, um zur Entlastung der Beine soviel Oberkörper wie möglich auf dem Rand zu platzieren...

Nach nur der Hälfte des Stücks war die Pause bitter nötig...

Hinzu kam, dass das Early Modern English doch nicht unterschätzt werden sollte und es uns ziemlich schwer fiel dem Stück genauer zu folgen. Spannend war vor allem aber, den vielen Schauspielern zuzusehen und und von ein paar netten "Spezialeinlagen" überraschen zu lassen.

Getreu dem etwas lahmen Slogan "Mittendrin statt nur dabei", setzte sich direkt vor uns ein Schauspieler an den Rand und fing an Knoten in ein Seil zu machen, um sie ne halbe Minute später wieder zu lösen und von vorne zu beginnen... Irritiert von der Skurilität des ganzen platzte nicht mehr als lautes langanhaltendes Lachen aus Silka und mir... Und wer kennt nicht diese Momente in denen man eigentlich nicht lachen sollte, aber nicht aufhören kann... Von uns angestachelt konnte auch der Knotende vor uns sein Grinsen nicht mehr unterdrücken und verschwand schnell wieder hinter der Bühne, ohne eine wirkliche Rolle gespielt zu haben...

Außerdem öffnete sich kurz danach plötzlich eine Seitenluke unterhalb der Bühne - gerade dort wo wir standen - aus der ein blut- und dreckverschmierter Kerl sprang. Auch sein Part im Stück wurde mir nicht wirklich klar... Vielleicht sollte ich mir King Lear nochmal in Printausgabe vornehmen...

Nach dem Stück schlenderten Silka und ich noch ein bisschen durch das nächtliche London und klickten uns ab und an freudig durch sämtliche Nachtaufnahme-Optionen unserer Kameras... :-)


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